Eine Sammlung von Märchen, einmal das Original und dann die modernisierte KI-Version.
Original
Vor einem großen Walde wohnte ein armer Holzhacker mit seiner Frau und seinen zwei Kindern; das Bübchen hieß Hänsel und das Mädchen Gretel. Er hatte wenig zu beißen und zu brechen, und einmal, als große Teuerung ins Land kam, konnte er das tägliche Brot nicht mehr schaffen. Wie er sich nun abends im Bette Gedanken machte und sich vor Sorgen herumwälzte, seufzte er und sprach zu seiner Frau:
'Was soll aus uns werden? Wie können wir unsere armen Kinder ernähren, da wir für uns selbst nichts mehr haben?
'Was soll's, Mann,' antwortete die Frau, 'wir wollen morgen in aller Frühe die Kinder hinaus in den Wald führen, wo er am dicksten ist. Da machen wir ihnen ein Feuer an und geben jedem noch ein Stückchen Brot, dann gehen wir an unsere Arbeit und lassen sie allein. Sie finden den Weg nicht wieder nach Haus, und wir sind sie los.
'Nein, Frau,' sagte der Mann, 'das tue ich nicht; wie sollt ich's übers Herz bringen, meine Kinder im Walde allein zu lassen? Die wilden Tiere würden bald kommen und sie zerreißen.
'Oh, du Narr,' sagte sie, 'dann müssen wir alle viere Hungers sterben. Du kannst nur die Bretter für die Särge hobeln.' Sie ließ ihm keine Ruhe, bis er einwilligte
'Aber die armen Kinder dauern mich doch,' sagte der Mann.
Die zwei Kinder hatten vor Hunger auch nicht einschlafen können und hatten gehört, was die Stiefmutter zum Vater gesagt hatte. Gretel weinte bittere Tränen und sprach zu Hänsel:
'Nun ists um uns geschehen.'
'Still, Gretel,' sprach Hänsel, 'gräme dich nicht, ich will uns schon helfen.' Und als die Alten eingeschlafen waren, stand er auf, zog sein Röcklein an, machte die Untertüre auf und schlich sich hinaus. Da schien der Mond ganz hell, und die weißen Kieselsteine, die vor dem Haus lagen, glänzten wie lauter Batzen. Hänsel bückte sich und steckte so viele in sein Rocktäschlein, wie nur hinein wollten. Dann ging er wieder zurück, sprach zu Gretel:
'Sei getrost, liebes Schwesterchen, und schlaf nur ruhig ein, Gott wird uns nicht verlassen,' und legte sich wieder in sein Bett.
Als der Tag anbrach, noch ehe die Sonne aufgegangen war, kam schon die Frau und weckte die beiden Kinder:
'Steht auf, ihr Faulenzer, wir wollen in den Wald gehen und Holz holen.'
Dann gab sie jedem ein Stückchen Brot und sprach:
'Da habt ihr etwas für den Mittag, aber esst's nicht vorher auf, weiter kriegt ihr nichts.'
Gretel nahm das Brot unter die Schürze, weil Hänsel die Steine in der Tasche hatte. Danach machten sie sich alle zusammen auf den Weg nach dem Wald.
Als sie ein Weilchen gegangen waren, stand Hänsel still und guckte nach dem Haus zurück und tat das wieder und immer wieder. Der Vater sprach:
'Hänsel, was guckst du da und bleibst zurück, hab acht und vergiss deine Beine nicht!'
'Ach, Vater,' sagte Hänsel, 'ich sehe nach meinem weißen Kätzchen, das sitzt oben auf dem Dach und will mir Ade sagen.'
Die Frau sprach:
'Narr, das ist dein Kätzchen nicht, das ist die Morgensonne, die auf den Schornstein scheint.'
Hänsel aber hatte nicht nach dem Kätzchen gesehen, sondern immer einen von den blanken Kieselsteinen aus seiner Tasche auf den Weg geworfen.
Als sie mitten in den Wald gekommen waren, sprach der Vater: 'Nun sammelt Holz, ihr Kinder, ich will ein Feuer anmachen, damit ihr nicht friert.' Hänsel und Gretel trugen Reisig zusammen, einen kleinen Berg hoch. Das Reisig ward angezündet, und als die Flamme recht hoch brannte, sagte die Frau: 'Nun legt euch ans Feuer, ihr Kinder, und ruht euch aus, wir gehen in den Wald und hauen Holz. Wenn wir fertig sind, kommen wir wieder und holen euch ab.'
Hänsel und Gretel saßen um das Feuer, und als der Mittag kam, aß jedes sein Stücklein Brot. Und weil sie die Schläge der Holzaxt hörten, so glaubten sie, ihr Vater wär' in der Nähe. Es war aber nicht die Holzaxt, es war ein Ast, den er an einen dürren Baum gebunden hatte und den der Wind hin und her schlug. Und als sie so lange gesessen hatten, fielen ihnen die Augen vor Müdigkeit zu, und sie schliefen fest ein.
Als sie endlich erwachten, war es schon finstere Nacht. Gretel fing an zu weinen und sprach: 'Wie sollen wir nun aus dem Wald kommen?' Hänsel aber tröstete sie: 'Wart nur ein Weilchen, bis der Mond aufgegangen ist, dann wollen wir den Weg schon finden.' Und als der volle Mond aufgestiegen war, so nahm Hänsel sein Schwesterchen an der Hand und ging den Kieselsteinen nach, die schimmerten wie neugeschlagene Batzen und zeigten ihnen den Weg. Sie gingen die ganze Nacht hindurch und kamen bei anbrechendem Tag wieder zu ihres Vaters Haus. Sie klopften an die Tür, und als die Frau aufmachte und sah, daß es Hänsel und Gretel waren, sprach sie: 'Ihr bösen Kinder, was habt ihr so lange im Walde geschlafen, wir haben geglaubt, ihr wolltet gar nicht wiederkommen.' Der Vater aber freute sich, denn es war ihm zu Herzen gegangen, daß er sie so allein zurückgelassen hatte.
Nicht lange danach war wieder Not in allen Ecken, und die Kinder hörten, wie die Mutter nachts im Bette zu dem Vater sprach: 'Alles ist wieder aufgezehrt, wir haben noch einen halben Laib Brot, hernach hat das Lied ein Ende. Die Kinder müssen fort, wir wollen sie tiefer in den Wald hineinführen, damit sie den Weg nicht wieder herausfinden; es ist sonst keine Rettung für uns.' Dem Mann fiel's schwer aufs Herz, und er dachte: Es wäre besser, daß du den letzten Bissen mit deinen Kindern teilst. Aber die Frau hörte auf nichts, was er sagte, schlacht ihn und machte ihm Vorwürfe. Wer A sagt, muss B sagen, und weil er das erstemal nachgegeben hatte, so musste er es auch zum zweitenmal.
Die Kinder waren aber noch wach gewesen und hatten das Gespräch mitangehört. Als die Alten schliefen, stand Hänsel wieder auf, wollte hinaus und die Kieselsteine auflesen, wie das vorigemal; aber die Frau hatte die Tür verschlossen, und Hänsel konnte nicht heraus. Aber er tröstete sein Schwesterchen und sprach: 'Weine nicht, Gretel, und schlaf nur ruhig, der liebe Gott wird uns schon helfen.'
Am frühen Morgen kam die Frau und holte die Kinder aus dem Bette. Sie erhielten ihr Stückchen Brot, das war aber noch kleiner als das vorigemal. Auf dem Wege nach dem Wald bröckelte es Hänsel in der Tasche, stand oft still und warf ein Bröcklein auf die Erde. 'Hänsel, was stehst du und guckst dich um?' sagte der Vater, 'geh deiner Wege!' - 'Ich sehe nach meinem Täubchen, das sitzt auf dem Dache und will mir Ade sagen,' antwortete Hänsel. 'Narr,' sagte die Frau, 'das ist dein Täubchen nicht, das ist die Morgensonne, die auf den Schornstein oben scheint.' Hänsel aber warf nach und nach alle Bröcklein auf den Weg.
Die Frau führte die Kinder noch tiefer in den Wald, wo sie ihr Lebtag noch nicht gewesen waren. Da ward wieder ein großes Feuer angemacht, und die Mutter sagte: 'Bleibt nur da sitzen, ihr Kinder, und wenn ihr müde seid, könnt ihr ein wenig schlafen. Wir gehen in den Wald und hauen Holz, und abends, wenn wir fertig sind, kommen wir und holen euch ab.'
Als es Mittag war, teilte Gretel ihr Brot mit Hänsel, der sein Stück auf den Weg gestreut hatte. Dann schliefen sie ein, und der Abend verging; aber niemand kam zu den armen Kindern. Sie erwachten erst in der finstern Nacht, und Hänsel tröstete sein Schwesterchen und sagte: 'Wart nur, Gretel, bis der Mond aufgeht, dann werden wir die Brotbröcklein sehen, die ich ausgestreut habe, die zeigen uns den Weg nach Haus.'
Als der Mond kam, machten sie sich auf, aber sie fanden kein Bröcklein mehr, denn die viel tausend Vögel, die im Walde und im Felde umherfliegen, die hatten sie weggepickt. Hänsel sagte zu Gretel: 'Wir werden den Weg schon finden.' Aber sie fanden ihn nicht. Sie gingen die ganze Nacht und noch einen Tag von Morgen bis Abend, aber sie kamen aus dem Wald nicht heraus und waren so hungrig, denn sie hatten nichts als die paar Beeren, die auf der Erde standen. Und weil sie so müde waren, daß die Beine sie nicht mehr tragen wollten, so legten sie sich unter einen Baum und schliefen ein.
Nun war's schon der dritte Morgen, daß sie ihres Vaters Haus verlassen hatten. Sie fingen wieder an zu gehen, aber sie gerieten immer tiefer in den Wald, und wenn nicht bald Hilfe kam, mussten sie verschmachten. Als es Mittag war, sahen sie ein schönes, schneeweißes Vögelein auf einem Ast sitzen, das sang so schön, daß sie stehen blieben und ihm zuhörten. Und als es fertig war, schwang es seine Flügel und flog vor ihnen her, und sie gingen ihm nach, bis sie zu einem Häuschen gelangten, auf dessen Dach es sich setzte, und als sie ganz nahe herankamen, so sahen sie, daß das Häuslein aus Brot gebaut war und mit Kuchen gedeckt; aber die Fenster waren von hellem Zucker.
'Da wollen wir uns dranmachen,' sprach Hänsel, 'und eine gesegnete Mahlzeit halten. Ich will ein Stück vom Dach essen, Gretel, du kannst vom Fenster essen, das schmeckt süß.'
Hänsel reichte in die Höhe und brach sich ein wenig vom Dach ab, um zu versuchen, wie es schmeckte, und Gretel stellte sich an die Scheiben und knupperte daran. Da rief eine feine Stimme aus der Stube heraus: 'Knupper, knupper, Kneischen, wer knuppert an meinem Häuschen?'
Die Kinder antworteten: 'Der Wind, der Wind, das himmlische Kind,' und aßen weiter, ohne sich irre machen zu lassen. Hänsel, dem das Dach sehr gut schmeckte, riss sich ein großes Stück davon herunter, und Gretel stieß eine ganze runde Fensterscheibe heraus, setzte sich nieder und tat sich wohl damit.
Da ging auf einmal die Tür auf, und eine steinalte Frau, die sich auf eine Krücke stützte, kam herausgeschlichen. Hänsel und Gretel erschraken so gewaltig, daß sie fallen ließen, was sie in den Händen hielten. Die Alte aber wackelte mit dem Kopf und sprach: 'Ei, ihr lieben Kinder, wer hat euch hierher gebracht? Kommt nur herein und bleibt bei mir, es geschieht euch kein Leid.'
Sie fasste beide an der Hand und führte sie in ihr Häuschen. Da ward ein gutes Essen aufgetragen, Milch und Pfannkuchen mit Zucker, Äpfel und Nüsse. Danach wurden zwei schöne Bettlein weiß gedeckt, und Hänsel und Gretel legten sich hinein und meinten, sie wären im Himmel.
Die Alte hatte sich nur freundlich angestellt, sie war aber eine böse Hexe, die den Kindern auflauerte, und hatte das Brothäuslein bloß gebaut, um sie herbeizulocken. Wenn eins in ihre Gewalt kam, so machte sie es tot, kochte es und aß es, und das war ihr ein Festtag. Die Hexen haben rote Augen und können nicht weit sehen, aber sie haben eine feine Witterung wie die Tiere und merken's, wenn Menschen herankommen. Als Hänsel und Gretel in ihre Nähe kamen, da lachte sie boshaft und sprach höhnisch: 'Die habe ich, die sollen mir nicht wieder entwischen!'
Früh morgens, ehe die Kinder erwacht waren, stand sie schon auf, und als sie beide so lieblich ruhen sah, mit den vollen roten Backen, so murmelte sie vor sich hin: 'Das wird ein guter Bissen werden.' Da packte sie Hänsel mit ihrer dürren Hand und trug ihn in einen kleinen Stall und sperrte ihn mit einer Gittertür ein. Er mochte schreien, wie er wollte, es half ihm nichts. Dann ging sie zur Gretel, rüttelte sie wach und rief: 'Steh auf, Faulenzerin, trag Wasser und koch deinem Bruder etwas Gutes, der sitzt draußen im Stall und soll fett werden. Wenn er fett ist, so will ich ihn essen.' Gretel fing an bitterlich zu weinen; aber es war alles vergeblich, sie musste tun, was die böse Hexe verlangte.
Nun ward dem armen Hänsel das beste Essen gekocht, aber Gretel bekam nichts als Krebsschalen. Jeden Morgen schlich die Alte zu dem Ställchen und rief: 'Hänsel, streck deine Finger heraus, damit ich fühle, ob du bald fett bist.' Hänsel streckte ihr aber ein Knöchlein heraus, und die Alte, die trüben Augen hatte, konnte es nicht sehen und meinte, es wären Hänsels Finger, und verwunderte sich, daß er gar nicht fett werden wollte. Als vier Wochen herum waren und Hänsel immer mager blieb, da überkam sie die Ungeduld, und sie wollte nicht länger warten. 'Heda, Gretel,' rief sie dem Mädchen zu, 'sei flink und trag Wasser! Hänsel mag fett oder mager sein, morgen will ich ihn schlachten und kochen.' Ach, wie jammerte das arme Schwesterchen, als es das Wasser tragen musste, und wie flossen ihm die Tränen über die Backen herunter! 'Lieber Gott, hilf uns doch,' rief sie aus, 'hätten uns nur die wilden Tiere im Wald gefressen, so wären wir doch zusammen gestorben!' - 'Spar nur dein Geplärre,' sagte die Alte, 'es hilft dir alles nichts.'
Frühmorgens musste Gretel heraus, den Kessel mit Wasser aufhängen und Feuer anzünden. 'Erst wollen wir backen,' sagte die Alte, 'ich habe den Backofen schon eingeheizt und den Teig geknetet.' Sie stieß das arme Gretel hinaus zu dem Backofen, aus dem die Feuerflammen schon herausschlugen. 'Kriech hinein,' sagte die Hexe, 'und sieh zu, ob recht eingeheizt ist, damit wir das Brot hineinschieben können.' Und wenn Gretel darin war, wollte sie den Ofen zumachen und Gretel sollte darin braten, und dann wollte sie's aufessen. Aber Gretel merkte, was sie im Sinn hatte, und sprach: 'Ich weiß nicht, wie ich's machen soll; wie komm ich da hinein?' - 'Dumme Gans,' sagte die Alte, 'die Öffnung ist groß genug, siehst du wohl, ich könnte selbst hinein,' krabbelte sie heran und steckte den Kopf in den Backofen. Da gab ihr Gretel einen Stoß, daß sie weit hineinfuhr, machte die eiserne Tür zu und schob den Riegel vor. Hu! Da fing sie an zu heulen, ganz grauselich; aber Gretel lief fort, und die gottlose Hexe musste elendiglich verbrennen.
Gretel aber lief schnurstracks zu Hänsel, öffnete sein Ställchen und rief: 'Hänsel, wir sind erlöst, die alte Hexe ist tot.' Da sprang Hänsel heraus wie ein Vogel aus dem Käfig, wenn ihm die Tür aufgemacht wird. Wie haben sie sich gefreut, sind sich um den Hals gefallen, sind herumgesprungen und haben sich geküsst! Und weil sie sich nicht mehr zu fürchten brauchten, so gingen sie in das Haus der Hexe hinein. Da standen in allen Ecken Kasten mit Perlen und Edelsteinen. 'Die sind noch besser als Kieselsteine,' sagte Hänsel und steckte in seine Taschen, was hinein wollte. Und Gretel sagte: 'Ich will auch etwas mit nach Haus bringen,' und füllte sein Schürzchen voll. 'Aber jetzt wollen wir fort,' sagte Hänsel, 'damit wir aus dem Hexenwald herauskommen.'
Als sie aber ein paar Stunden gegangen waren, gelangten sie an ein großes Wasser. 'Wir können nicht hinüber,' sprach Hänsel, 'ich seh keinen Steg und keine Brücke.' - 'Hier fährt auch kein Schiffchen,' antwortete Gretel, 'aber da schwimmt eine weiße Ente, wenn ich die bitte, so hilft sie uns hinüber.' Da rief sie: 'Entchen, Entchen, da steht Gretel und Hänsel. Kein Steg und keine Brücke, nimm uns auf deinen weißen Rücken.' Das Entchen kam auch heran, und Hänsel setzte sich auf und bat sein Schwesterchen, sich zu ihm zu setzen. 'Nein,' antwortete Gretel, 'es wird dem Entchen zu schwer, es soll uns nacheinander hinüberbringen.' Das tat das gute Tierchen, und als sie glücklich drüben waren und ein Weilchen fortgingen, da kam ihnen der Wald immer bekannter und immer bekannter vor, und endlich erblickten sie von weitem ihres Vaters Haus.
Da fingen sie an zu laufen, stürzten in die Stube hinein und fielen ihrem Vater um den Hals. Der Mann hatte keine frohe Stunde gehabt, seitdem er die Kinder im Walde gelassen hatte, die Frau aber war gestorben. Gretel schüttelte sein Schürzchen aus, daß die Perlen und Edelsteine in der Stube herumsprangen, und Hänsel warf eine Handvoll nach der anderen aus seiner Tasche dazu. Da hatten alle Sorgen ein Ende, und sie lebten in lauter Freude zusammen.
Mein Märchen ist aus, dort läuft eine Maus, wer sie fängt, darf sich eine große Pelzkappe daraus machen.
Kapitel 1: Der Schatten der Armut
Die kleine Wohnung der Familie Weber in der Vorstadt wirkte an diesem Abend besonders trist. Die Wände waren kahl, das alte Sofa durchgesessen, und die Luft war geschwängert von der angespannten Stille, die in letzter Zeit so oft zwischen den Familienmitgliedern herrschte. Robert, der Vater, saß mit hängenden Schultern am Esstisch, die Stirn in Falten gelegt. Seine Arbeit in der Fabrik war gekürzt worden, und die Rechnungen stapelten sich. Seine zweite Frau, Sabine, eine Frau mit scharfen Gesichtszügen und einem immerwährenden Blick auf die Uhr, lief nervös durch das Zimmer. Ihre Karriere als Marketingberaterin war alles, was ihr wichtig war, und die zusätzlichen Belastungen durch die finanzielle Schieflage und die beiden Kinder machten sie unerträglich.
Ben (12), ein kluger, technikbegeisterter Junge mit wachen Augen, saß still in einer Ecke und tippte auf seinem alten Smartphone herum. Er versuchte, die aufkeimende Panik mit der Beschäftigung zu verdrängen. Seine jüngere Schwester, Sophie (10), ein sensibles Mädchen mit einem liebevollen Herzen und einer Vorliebe für Backen, saß am Tisch und malte in ihrem Notizblock. Ihre Zeichnungen waren oft farbenfroh, aber in den letzten Wochen hatten sie eine düstere Note bekommen. Die Situation, in der sie sich befanden, bedrückte sie alle.
"Robert, wir müssen etwas tun!" Sabines Stimme war scharf wie ein Messer. "So geht es nicht weiter! Das Geld reicht hinten und vorne nicht, und diese Kinder hier kosten uns nur Nerven!" Robert seufzte schwer. Die Situation war schlimmer, als er es sich eingestehen wollte. Sabines Augen blitzten. "Ich habe die Lösung! Ein Internat! Das ist die einzige Möglichkeit!" Ihr Vorschlag klang wie eine Verurteilung. Robert schüttelte den Kopf. "Wir können uns das nicht leisten."
Sabine lachte höhnisch. "Ach, ist es so weit? Aber wenn die Kinder weg sind, können wir doch das Geld für andere Sachen ausgeben, für uns!" Ihre Verachtung für die Kinder war offensichtlich. Die Idee, die Kinder einfach loszuwerden, war wie ein Schlag in Roberts Gesicht. Und doch sagte er nichts.
Kapitel 2: Der Marsch in die Dunkelheit
Am nächsten Morgen, als die Sonne durch den Dunst kroch, packte Sabine die Kinder in alte Regenjacken. "Wir machen einen Ausflug!", verkündete sie mit einer aufgesetzten Heiterkeit. Ben tauschte einen vielsagenden Blick mit Sophie, der sie beide mit Sorge erfüllte. Robert war nicht dabei, er stand mit leerem Blick am Fenster und schaute zu. Sabine führte die Kinder in den dunklen Wald, der sich hinter ihrem Haus erstreckte. Ben, der sein altes Smartphone heimlich mitgenommen hatte, speicherte Screenshots von auffälligen Bäumen und Wegmarkierungen mit seiner Handykamera ab. Es war ihr Notfallplan.
Am Mittag waren sie tief im Wald. Sabine machte eine Pause, kramte eine kleine Brotzeit aus ihrer Tasche und sagte, sie müsse dringend weg. "Bleibt hier!", sagte sie und ging in einer anderen Richtung weg. Die Kinder blieben allein zurück, in der Stille des Waldes. Als die Kinder merkten, dass sie nicht zurück kam, griff Ben nach seinem Smartphone. Er konnte die Screenshots sehen, die er gemacht hatte, aber es gab keine Karte, keinen Weg. Ihre Panik wuchs.
Sie fanden jedoch den Weg zurück nach Hause, nur um am nächsten Tag erneut von Sabine in den Wald gebracht zu werden. Diesmal hatte Ben vergessen, sein Smartphone aufzuladen. Ihre Hilflosigkeit war diesmal grenzenlos. Nach stundenlangem Umherirren stießen sie auf eine Lichtung. Dort, inmitten des Grüns, stand ein modernes Haus, strahlend weiß, wie aus dem Bilderbuch geschnitten. Ein Schild prangte über der Tür: "Wellness-Retreat – Entspannung für Körper und Seele".
Kapitel 3: Das Versprechen vom Glück
Eine Frau, die sich als Frau Weber vorstellte, öffnete die Tür. Ihr Lächeln war warm, ihre Augen funkelten. Sie wirkte perfekt: ihr Haar war gestylt, ihre Kleidung luxuriös und ihr Lächeln blendend. Frau Weber war eine bekannte Social-Media-Influencerin, deren Profil voll war von gesunden Rezepten, strahlenden Gesichtern und glücklichen Menschen. "Ihr seht ja erschöpft aus!", sagte sie freundlich. "Kommt herein! Ich habe genau das Richtige für euch!"
Ben war skeptisch. Etwas an Frau Weber wirkte unecht, aber Sophie war geblendet von der Freundlichkeit der Frau und der Aussicht auf ein warmes Essen und ein gemütliches Bett. Sie hatte eine innere Sehnsucht nach all den schönen Sachen, die ihr in letzter Zeit gefehlt hatten. Sie folgte Frau Weber ins Haus. Das Haus war geräumig, aber mit einer sterilen Atmosphäre. Es gab High-Tech-Fitnessgeräte, einen hochmodernen Backofen und eine makellose Küche.
Kapitel 4: Die Falle schnappt zu
Am nächsten Morgen wurde Ben in einen Trainingsraum mit Hightech-Fitnessgeräten geführt, und Frau Weber sagte ihm, er solle fleißig trainieren, um fit und stark zu werden. Sophie wurde in die Küche gebracht, wo sie stundenlang Gemüse schälen und vorbereiten musste. Die schönen Sachen, die Frau Weber in ihren Social Media Posts zeigte, waren für sie nicht erlaubt. Bald bemerkte Sophie, dass Frau Weber etwas verbarg. Sie durfte keine ihrer leckeren Sachen probieren und die Stimmung der anderen Angestellten im Haus wirkte wie in einer seltsamen Trance.
Sie entdeckte auf Frau Webers Social Media Account Details, die ihr zeigten, dass etwas nicht stimmte. Es gab versteckte Botschaften, und einige der vermeintlich positiven Fotos zeigten einen dunklen Schatten. Sophie beschloss, sich nichts anmerken zu lassen und so zu tun, als würde sie mitspielen.
Kapitel 5: Die Flucht
Eines Abends, als Frau Weber ihr den neuen High-Tech-Backofen demonstrierte, nutzte Sophie ihre Chance. Sie tat so, als würde sie die Einstellung nicht verstehen und schloss Frau Weber in den Ofen ein. Ben, der durch Sophies Schreie aufmerksam geworden war, befreite sich aus dem Trainingsraum. Zusammen fanden sie in einem versteckten Raum Frau Webers Server. Sie luden Beweismaterial für ihre Verbrechen herunter. Sie fanden auch USB-Sticks mit Fotos und Videos von anderen Kindern, die von Frau Weber gefangen gehalten wurden.
Mit dem Beweismaterial in der Hand flohen sie in die dunkle Nacht. Sie riefen die Polizei, die schnell am "Wellness-Retreat" eintraf. Frau Weber wurde verhaftet. Die anderen Kinder konnten befreit und zu ihren Familien gebracht werden.
Kapitel 6: Gerechtigkeit und Hoffnung
Ben und Sophie kehrten nach Hause zurück, diesmal mit Beweismitteln. Sie zeigten ihrem Vater, was Sabine getan hatte, und sie wurde verhaftet. Robert war erschüttert und konnte die Taten der beiden Frauen nicht fassen. Die Geschichte der Geschwister Weber ging durch die Medien, sie wurden bekannt für ihre Tapferkeit. Sie gründeten eine Initiative, die andere Kinder in Not unterstützte. Ihr Leben war nicht mehr perfekt, aber sie hatten es selbst in die Hand genommen, und das gab ihnen Hoffnung. Und sie wurden nie wieder verlassen.
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